Beeindruckende Zahlen, große Herausforderungen und wichtige Aufgaben prägen die Arbeit im Tourismus und Stadtmarketing. Das wurde in einem Pressegespräch deutlich, in dem Oberbürgermeister Wolfgang Griesert, Aufsichtsratsvorsitzender der Osnabrück – Marketing und Tourismus GmbH (OMT) sowie die OMT/TOL-Geschäftsführerin Petra Rosenbach und der frisch angetretene OMT-Prokurist Alexander Illenseer über den Status Quo und die anstehenden Zukunftsaufgaben informierten. Griesert vertrat als stellvertretender Vorsitzender des Tourismusverbandes Osnabrücker Land e.V. (TOL e.V.) auch den TOL-Vorsitzenden, Landrat Dr. Michael Lübbersmann, der kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste.
Wirtschaftsfaktor – eindrucksvoll und erfolgreich
Vor fünf Jahren waren die Bruttoumsätze im Tourismus noch unter der Milliarde Euro geblieben, mittlerweile machen Umsätze von 1,028 Mrd. Euro die Wichtigkeit des Wirtschaftsfaktors Tourismus deutlich. Das zeigt die Untersuchung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr (dwif) aus München, das diese Studien seit Jahren bundesweit durchführt. Während in Osnabrück der Tages- und Geschäftsreisetourismus das Geld in die Kassen des Einzelhandels, des Gastgewerbes und des Dienstleistungssektors spült, sind es im Landkreis die Übernachtungsgäste. Insgesamt kann die Reisedestination Osnabrücker Land – und damit sind Landkreis und Stadt zusammen gemeint – über 30 Mio. Aufenthaltstage verzeichnen. Darunter 2,2 Mio. Übernachtungen in gewerblichen Betrieben, 900.000 in Privatzimmern, Ferienwohnungen und auf Campingplätzen. Weitere 3,4 Mio. Übernachtungen finden auf den Sofas statt, also bei Freunden und Bekannten. Rund 24 Mio. Tagesgäste kommen im Rahmen von Geschäftsreisen oder Tagesausflügen. Diese Umsätze sichern rd. 18.800 standortgebundene Arbeitsplätze und garantieren ein Steueraufkommen von 95,3 Mio. Euro allein aus der Mehrwert- und Einkommensteuer. Oberbürgermeister Griesert merkte an, dass Stadt und Landkreis zwar nicht eins zu eins von den Einnahmen profitierten: „Dennoch sind die Zahlen insgesamt bemerkenswert und verdeutlichen die Wirtschaftskraft, die aus dem Tourismus und Stadtmarketing erwächst.“
„Es lohnt sich also“, ergänzte Rosenbach, „in den Tourismus zu investieren, sich um gute Rahmenbedingungen und die Belange von Betrieben zu kümmern.“
Schließlich gibt der Hotelgast im Osnabrücker Land mittlerweile gut 129 € pro Nacht aus. Der Ausflugsgast investiert 26 Euro pro Tag. Bei Übernachtungen in Privatquartieren werden immerhin noch rd. 83 Euro bezahlt und auf Campingplätzen sowie bei Privatbesuchen liegen die Tagesausgaben zwischen 26 und 31 Euro. Knapp 400 Mio. Euro fließen ins Gastgewerbe, das sind gut 38%. Über Umsätze von 405 Mio. Euro darf sich der Einzelhandel freuen, immerhin rd. 39% der Gesamtumsätze. Bleiben rd. 227 Mio. für den Dienstleistungssektor (ca. 22%). In der Stadt Osnabrück allein liegen die Tagesausgaben im Hotel sogar noch etwas höher, nämlich bei 133 Euro. Und von den Gesamtumsätzen von rd. 493 Mio. Euro in der Stadt fließen über 50% in den Einzelhandel (260 Mio. Euro). Ein Drittel entfällt auf das Gastgewerbe (154 Mio. Euro).
Im Vergleich zum Wirtschaftsfaktor aus 2013 konnte sich das Osnabrücker Land in nahezu allen Bereichen steigern. Beim Übernachtungstourismus z.B. um 13,3%, bei den Umsätzen im Dienstleistungsbereich um 17% und im Gastgewerbe um 10,5%. Nur die Bruttoumsätze im Einzelhandel gingen um 3,9% leicht zurück. Allerdings kein Osnabrücker Phänomen, sondern eine allgemeine Entwicklung in den Tourismusdestinationen bundesweit.
Hotelmarkt – steuern und stärken
Damit auch in den kommenden Jahren Erfolge zu vermelden sind, haben die Verantwortlichen einen Hotelmasterplan für den Landkreis und die Stadt in Auftrag gegeben. Die Experten vom Beratungsunternehmen PROJECT M aus Hamburg und München haben eine detaillierte Analyse der aktuellen Hotelmarktsituation angefertigt und kommen zu interessanten Ergebnissen.
Noch sei das Angebot in Stadt und Landkreis ausgewogen, die anstehenden Hotelbauten als Bereicherung zu werten. Aber ein weiterer Ausbau, gerade der Kettenhotellerie, berge klare Risiken. Während die Stadt das Bettenwachstum steuern und Erweiterungen nur noch in Marktnischen, z.B. mit einem Campushotel, zulassen sollte, müssen die Hotelbetriebe im Landkreis gestärkt werden. Dort sind einige Hotels in die Jahre gekommen und weisen einen Modernisierungs- und Renovierungsstau auf. Vielfach liege das an fehlenden Nachfolgern, so dass die jetzigen Betreiber nicht mehr investieren wollten, so die Gutachter.
Rosenbach macht die Handlungsempfehlungen konkret: „Es ist erklärtes Ziel, einen Beraterpool für die Betriebe aufzubauen und eine „Tourismusakademie“ mit Fortbildungsangeboten ins Leben zu rufen, um die Betriebe auf dem Weg in die Zukunft zu begleiten.“ Werde die Entwicklung nicht aktiv gesteuert, so die Gutachter, drohten Preisdumping, Verdrängungswettbewerb und Qualitätseinbußen. Mit einem gezielten Ausbau in Potenzialräumen, die die Gutachter ebenfalls kreisweit identifiziert haben, ließe sich in zehn Jahren eine Steigerung bei den Übernachtungen von 30% generieren. Trotz des Handlungsbedarfs, so Rosenbach, gebe es natürlich auch heute schon eine Vielzahl professionell arbeitender, engagierter Gastgeber, die für den Erfolg des Osnabrücker Landes stünden.
Oberbürgermeister Griesert erläutert, dass die Stadt die Rahmenbedingungen dafür schaffen müsse, damit die Gastgeber die Hotelkapazitäten auch füllen könnten. Daher habe sich die Stadt vorgenommen, ihre Attraktivität als Wirtschafts- und Hochschulstandort zu nutzen und immer wieder auch Gastgeberin großer Veranstaltungen zu sein. „Auch der Bereich Tagungen und Kongresse ist als hoher Frequenzbringer ein wichtiger Baustein der neuen Tourismus GmbH.“ Eine Broschüre, Social Media Aktivitäten und ein moderner Internetauftritt sind der neue Instrumentenkasten für die Veranstaltungsakquise.
Neue Organisationen – schlagkräftig und professionell
„Die genannten Zahlen und Herausforderungen zeigen, wie eng Stadt und Landkreis touristisch verwoben sind und sich ihre Schwerpunkte für die Gäste zu einem optimalen Angebot ergänzen“, erklärte Griesert. Er begrüße daher ausdrücklich die Gründung der neuen Tourismusgesellschaft zum 1. April 2020 und freue sich, dann als Vorsitzender des neuen Aufsichtsrates, auf die Zusammenarbeit mit den Kommunen im Landkreis. Die OMT könne sich im Gegenzug ganz auf die städtischen Themen konzentrieren.
Alexander Illenseer, Prokurist der OMT, konstatierte, dass die OMT auf Beschluss des Rates ihr Aufgabenportfolio für die Stadt erweitern werde. Es bleibe bei der intensiven Zusammenarbeit mit dem Einzelhandel im Bereich des Citymarketings und auch beim Betrieb der Tourist Information. Hinzukomme eine neue koordinierende Funktion für ein gesamtstädtisches Marketing gemeinsam mit anderen Akteuren, z.B. aus der Wirtschaftsförderung und der Kultur. Die OMT werde sich darüber hinaus stärker im Veranstaltungsmanagement engagieren. „Es ist erklärtes Ziel, ein guter Dienstleister für Veranstalter zu sein, die gern nach Osnabrück kommen und Events von hoher Qualität anbieten.“, so Illenseer.
Rosenbach bezeichnete ihren neuen Kollegen als Glücksfall, der von Beginn an auf Seiten der Stadt an der neuen Aufgaben- und Organisationsstruktur mitgewirkt habe: „Jetzt gehen wir gemeinsam in die Umsetzung“.